Die Wanderinnen der Nacht – Kapitel 1

Wanderinnen der Nacht

Kapitelübersicht:

Prolog
Kapitel 1 – Allein durch die Dunkelheit

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Kapitel 1

Allein durch die Dunkelheit

Ich öffnete meine Augen, um sie direkt wieder schließen zu können. Nach einem kurzen Moment öffnete ich sie ein zweites Mal. Doch ich konnte keinen Unterschied erkennen. Ob meine Augen geschlossen oder geöffnet waren, war vollkommen egal. Absolute Dunkelheit umgab mich.

„Dunkelheit, was war überhaupt die Dunkelheit?“, fragte ich mich in Gedanken. Wenn man es einfach formulierte, war es im Grunde nur das Fehlen von Licht. Um allerdings etwas sehen zu können, brauchte man Licht. Diese herrlichen Lichtstrahlen, die ihren Weg in die Pupillen der Augen fanden. Dort lösten sie elektrische Impulse aus, die zum Gehirn weiter geleitet wurden, um dann in dieser Schaltzentrale der Menschen zu einem Bild zusammengesetzt zu werden.

Diese komplexen Gedanken gingen mir seltsamerweise durch meinen Kopf, während ich mich in dieser fremden Finsternis aufhielt. Wie ich hier hergekommen war oder warum ich mich in dieser Situation befand, war mir vollkommen unbekannt. Mich zu erinnern wer ich noch war oder wie ich hieß, war für mich kein Problem. Ich war eine junge Frau, Mitte zwanzig, die auf den Namen Maria hörte. Also meistens…

Ich schloss und öffnete wieder meine Augen, und versuchte angestrengt, irgendwelche Lichtstrahlen aufzufangen, die das innere meines Kopfes erhellen sollten, aber nichts war zu erkennen. Vielleicht sollte ich meine Augen nur längere Zeit geöffnet lassen, damit sich meine Pupillen weiten konnten. Möglicherweise waren meine Pupillen dann in der Lage, noch ein paar dieser notwendigen Lichtstrahlen zu erhaschen.

Nach ein paar Momenten konnte ich ein rotes schemenhaftes Licht in der Ferne wahrnehmen. „Endlich“, dachte ich, „war es das erhoffte Licht am Ende des Tunnels?“ Ich konzentrierte mich nur auf dieses rote Leuchten, das unendlich weit von mir entfernt schien. Irgendwie kam mir aber dieses langwellige Licht sehr vertraut vor. Es pulsierte in einem monotonen Takt. Hatte ich es irgendwo anders schon einmal gesehen? Wollte es mich anlocken? Wie konnte ich dorthin gelangen? In dieser fast vollkommenen Finsternis konnte ich nicht so einfach ziellos umher laufen. Blaue Flecken waren da vorprogrammiert, und das würde man auf meiner hellen Haut doch sehr deutlich sehen. In dieser Schwärze würde man sie zwar nicht wahrnehmen, allerdings hoffte ich, dass ich diese Lichtverhältnisse bald wieder verlassen konnte. Seltsamerweise bekam ich in dieser lichtlosen Situation keine Panik. Ich konnte atmen, ich wurde nicht unmittelbar von etwas bedroht. Zuhause machte ich nachts auch keine Lampen an, wenn ich mal zur Toilette musste oder dem Kühlschrank einen Besuch abstattete. Deshalb fühlte ich mich normalerweise in der Dunkelheit nicht unwohl. Hier war es etwas anders. Leichte Beklemmung umgab meinen Körper.

Aber das rötlich pulsierende Leuchten lockte mich, und ich entschied mich vorsichtig einen Fuß vor den anderen zu setzen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich barfuß war, fühlte den kühlen Boden unter mir. Er saugte immer mehr Energie von meiner warmen Hautoberfläche, die sich dadurch kontinuierlich dem kälteren Untergrund anglich. Diese Tatsache machte mir ebenfalls keine große Sorgen, da ich in meiner Wohnung selten Schuhe trug. Die nächsten Fragen, die ich mir stellte, waren da etwas befremdlicher für mich. Befand ich mich überhaupt in meiner Wohnung?

Hatte ich überhaupt etwas an, oder war ich komplett unbekleidet, hier in dieser nicht vertrauten Finsternis? Ich spürte einen leichten Stoff, der meine weiblichen Formen bedeckte. Ich streichelte mit meinen Fingerkuppen über den Stoff und erkannte, dass ich in Seide gehüllt war. Durch Abtasten meines Oberkörpers begriff ich, dass es sich um eine Art Nachthemd handeln musste. Aber der Stoff war so leicht und dünn, dass ich mir doch etwas nackt vorkam. Bei jedem kleinen Schritt, den ich machte, strich er wie zärtliche Fingerspitzen über meine Haut. In dieser Fremde ein sehr schönes, beruhigendes Gefühl und eine kleine Erleichterung, dass ich hier nicht vollständig nackt herum lief. Der Rand des Nachthemdes berührte meine Oberschenkel, wodurch mir deutlich wurde, dass das Nachthemd eher nur ein kurzes Hemdchen war.

Da ich keinen Stoff an meinem Unterleib spürte, fasste ich unter das kurze Kleidungsstück in Höhe meines Schoßes und fühlte dort einen haarigen Streifen. Dass ich mit meinen Fingerspitzen überhaupt über meinen Landingstrip streichen konnte, bestätigte meine Vermutungen, dass ich keinen Slip trug. Im ersten Moment wusste ich nicht, ob ich beunruhigt sein sollte, denn normalerweise trug ich nachts meistens nichts drunter, aber in dieser unbekannten Dunkelheit…

War ich zu einer Nachtwandlerin geworden? Bisher hatte ich etwas Derartiges noch nie erlebt, aber üblicherweise nahm man so einen nächtlichen Spaziergang auch nicht bewusst wahr. Meine beste Freundin Jana, die häufiger bei mir übernachtet hatte, hatte so etwas auch nie erwähnt. Wobei wir beide bei ihren nächtlichen Besuchen eher selten geschlafen hatten. Ich kannte sie schon seit meiner frühen Jugend. Sie war sexuell experimentierfreudiger als ich gewesen und hatte mich das eine oder andere Mal mit ihren weiblichen Vorzügen verführt. Natürlich nicht gegen meinen Willen. Sie musste mich nur ab und zu schubsen, damit ich mich traute, denn ich war eher zurückhaltender. Wie jede normale Frau hatte auch ich sexuelle Träume und Fantasien, sie aber umzusetzen war eine wiederum eine andere Sache. Dafür hatte ich dann meine beste Freundin, die in dieser Hinsicht viel spontaner und offener war. Nur jetzt war sie nicht hier, bei mir, ich war alleine…

Ich hatte mich jetzt schon einige Meter langsam und vorsichtig voran getastet. Bisher war ich noch an keinen Gegenstand gestoßen, den ich vorher sowieso nicht gesehen hätte. Erkennen konnte ich immer noch das pulsierende rote Leuchten vor mir. Da flackerte, ohne Vorwarnung und nur für einen kurzen Moment, ein Licht über mir auf. Für einen Augenblick wurde ich geblendet, konnte dann aber meine nähere Umgebung optisch wahrnehmen. Ich musste mich in einer Art Flur oder Gang befinden. Denn ich konnte links und rechts Wände erkennen, die die flackernden Lichtreflexe widerspiegelten. Eine Sekunde später erloschen die Lichtquellen wieder. Es wurde erneut stockdunkel. Waren es Glaswände oder Spiegel gewesen? Die Dunkelheit hatte mich wieder eingefangen. Durch den Lichtschock hatten sich meine Pupillen zusammen gezogen und erschwerten mir wieder den Blick in die Schwärze, in der ich das rote Leuchten nicht mehr erkennen konnte.

Erneut flackerte es hell auf, meine Augen wurden wieder kurz geblendet, sodass ich erst mal nicht viel erkennen konnte. Aber dann wurde das Licht runter gedimmt und es sendete nur noch diffuse Strahlen aus. Von Leuchten konnte man nicht mehr sprechen, das Licht glimmte nur noch vor sich hin.

Jetzt konnte ich erkennen, dass es sich um mehrere ovale Leuchten handelte, die oben an den Wänden hingen und nur einen kleinen Teil des Ganges beleuchteten, dessen Ende immer noch im Dunkeln lag. Ich konnte höchstens drei bis vier Meter weit schauen. Das rote Leuchten in der Finsternis war nicht mehr zu erkennen, da es vom schwachen Glimmen überstrahlt wurde.

Links und rechts konnte ich nun die nackten Wände erkennen. Es schien, als seien sie in einem beigen Farbton gestrichen worden. In diesem diffusen Licht war es schwer zu erkennen. Rechts von mir stand ein mittelhohes Sideboard an der Wand, auf dem sich eine mit rotweißen Blumen gefüllte Vase befand. Die Vase war mit goldenen Symbolen dekoriert, die an Hieroglyphen erinnerten. Ich beugte mich zu den Blumen herunter und bemerkte einen bezaubernden Duft, der mir von den geschlossenen Blüten entgegen strömte. Ich fühlte einen leichten Schwindel, der aber schnell verflog und einem berauschenden Gefühl Platz gab. Meine Beklemmungen verschwanden und ich schwebte in einen aphrodisierten Zustand über. Was war das für eine wunderschöne Pflanze? Meine Sinne vollführten Purzelbäume. Ich nahm meine Umgebung nur noch wie in einem Schleier wahr.

In der Luft blitzten Funken auf, als über dem Sideboard an der Wand, wie von Zauberhand ein Gemälde entstand. Es zeigte eine frivole Szene, die ich mir in meinen feuchtesten Träumen nie hätte vorstellen können. Hatte ich das Bild vorher nicht bemerkt oder war es einfach aus dem Nichts entstanden? Spielten mir meine Sinne einen Streich oder hatte es mit meinem erregten Zustand zu tun? Ich schaute genauer auf das erotische Kunstwerk, das mich in den Bann zog. Das Motiv bestand aus einem Kreis, der aus Menschen zusammengesetzt war. Sechs nackte Männer lagen dabei mit dem Rücken auf dem Boden und bildeten den unteren Teil des Kreises. Dabei lagen sie so, dass sie wie Glieder einer Kette aussahen. Ein Mann lag mit seinem Kopf zwischen den Beinen des nächsten Mannes, die einerseits nach außen und andererseits in die Mitte des Kreises zeigten. Der obere Teil dieser geometrischen Figur wurde von sechs nackten Frauen dargestellt. Sie saßen mit ihrem Schoß auf jeweils einem Gesicht eines Mannes, während sie sich gleichzeitig zum aufgestellten Liebesstab vorgebeugt hatten, der zum darüber liegenden Mann gehörte. So bildeten die Frauen die Verbindungsglieder der männlichen Kette.

Zwölf Menschen waren dadurch zu einer Einheit verbunden, die mich noch intensiver in Erregung versetzte. Ich betrachtete die geile Szene, die mich weiter verzauberte, während ich tief einatmete. Der wieder aufkommende Schwindel ließ mich Halt am Sideboard suchen. Drehte sich die Welt um mich herum, oder fing das Bild sich an zu bewegen? Der Rahmen blieb fest an der Wand hängen, aber die Szene geriet tatsächlich in Bewegung. Hatten sich vor einem Moment die weiblichen Darsteller noch zu den Lustspendern der Männer vorgebeugt, so konnte man jetzt die pralle Männlichkeit nicht mehr sehen. Sie waren in den Mündern der Frauen verschwunden. Diese stützten sich mit ihren Händen auf den Oberschenkeln der Männer fast so ab, als wenn sie Liegestütze auf ihnen machen wollten. Bei dieser heißen Art der sportlichen Betätigung, wäre ich gerne dabei gewesen. Mein aktueller Fitnesszustand hätte sicher dafür ausgereicht.

Die erst langsam ablaufenden, einzelnen Standbilder fingen an die Geschwindigkeit eines Filmes zu erreichen. Ich sah wie alle in einem einzigen gemeinsamen Rhythmus verbunden waren. Er war nicht schnell und hektisch, sondern sehr langsam und harmonisch. Sie ließen sich viel Zeit dieses Ritual zu genießen. Das Ziel schien nicht der schnelle Höhepunkt zu sein, sondern der gemeinsame Weg dorthin. Obwohl es totenstill in meiner Umgebung war, schien ich das Gestöhne der Gruppe förmlich zu hören. Ich schloss für einen Moment die Augen, da ich mir vorstellte ein Teil dieser Verbindung zu sein. Auf dem Gesicht eines Mannes zu sitzen, während ich einen weiteren Mann mit dem Mund verwöhnen durfte, erregte mich unheimlich. Mein Pulsschlag erhöhte sich weiter, als ich meine Augen wieder öffnete. Der weibliche Teil der Kette setzte sich in Bewegung. Die Frauen richteten sich auf und krabbelten auf allen Vieren eine Position weiter. Man erkannte die glänzenden Gesichter der Männer, die den nächsten weiblichen Schoß auf ihren Gesichtern erwarteten. Ihre prallen Ständer glänzten ebenfalls vom weiblichen Speichel. Die intimen Körpersäfte tauschten ihre Besitzer. Dieses Wechselspiel ging immer so weiter, bis sie alle wieder ihre Startpositionen eingenommen hatten. Ihre Einheit war nun perfekt.

Eine herrliche erotische Fantasie, die der unbekannte Künstler da verewigt hatte. Ich wollte noch gebannt auf den Höhepunkt warten, als wieder Funken aufblitzten und die Szene langsam verblasste. Die Bildfläche wurde immer schwärzer, so dass ich nichts mehr erkennen konnte. „Nein, nein, nein“, schrie ich in Gedanken. Meine Enttäuschung war so groß, dass ich meine Augen noch mehr anstrengte und mich auf die Schwärze konzentrierte. In diesem Moment erschienen zwei rote glühende Punkte auf der Bildfläche. Ich erschrak und stieß mich automatisch mit meinen beiden Händen vom Sideboard ab. Aus den beiden roten Punkten entstanden zwei düster blickende Augen, die mich anstarrten. Ich taumelte zurück bis zu gegenüber liegenden Wand, die ich auf einmal in meinem Rücken spürte. Meine Atmung und mein Herzschlag galoppierten. Ich schloss meine Augen und zitterte vor Schreck. Konnte mich kaum beruhigen, da ich so eine Erscheinung nicht erwartet hatte. Beobachteten die Augen mich? Ich traute mich kaum meine wieder zu öffnen.

Nachdem sich mein Puls langsam erholt hatte, nahm ich allen Mut zusammen und öffnete meine Lider zu engen Schlitzen. Ich – erkannte nichts. Keine Augen, kein Bild, noch nicht einmal das Sideboard mit der Vase. Die Lichter waren wieder aus. Die Dunkelheit umgab mich wieder. Ich tastete mit meiner linken Hand an der Wand entlang, an der ich mit meinem Rücken angelehnt war. So schlich ich Schritt für Schritt weiter von meiner letzten Position weg. Meine erotische Stimmung war vorerst verschwunden. Ich tappte wieder blind durch die Finsternis. Meine Hand erkundete jeden Bereich an der Wand, den ich erreichen konnte, bis sie auf einen harten kalten Gegenstand stieß. Er war sehr flach und musste an der Wand hängen. Ich überlegte und fragte mich, ob es wieder ein Bild war, als das Licht wieder eingeschaltet wurde. Wieder wurde ich unvorbereitet geblendet. Diesmal gewöhnten sich meine Augen aber schneller an das diffuse Licht, sodass ich meine Situation besser überblicken konnte.

Im Halbschatten vor mir links, erblickte ich den flachen Gegenstand an der Wand, den ich mit meiner Hand ertastet hatte. Er reflektierte das schwache Glimmen, sodass ich mehr von ihm erkennen konnte. Ich löste mich von der Wand und erkannte einen Wandspiegel, der vom Boden bis zur Decke reichte. Erst tauchte ein Bild auf, jetzt ein Spiegel. Was hatte das alles zu bedeuten? Was würde ich diesmal sehen, wenn ich in ihn hinein schauen würde? Für einen Moment hatte ich etwas Furcht mich vor den Spiegel zu stellen, um direkt auf die Fläche zu blicken. Schaute deshalb nur von der Seite hinein. In diesem Blickwinkel, erkannte ich einen Teil der gegenüberliegenden Wand und den vor mir im Dunkeln liegende Gang.

Hatte ich schon diese Stille erwähnt? Eigentlich konnte ich nur meinen Herzschlag hören, der sich wieder beruhigt hatte. Er und mein flaches Atmen lieferten die akustische Hintergrundkulisse. Dieser Ort oder Gang war mir absolut unbekannt, oder vielleicht doch nicht? Wie kam ich hier her? Ich erinnerte mich weiterhin nicht.

Immer noch stand ich seitlich neben dem Spiegel und wusste nicht, ob ich mich davor stellen sollte. Trotz meiner leichten Furcht, durchzog mich ein Gefühl von Neugierde und Sorge. War mit mir auch noch alles in Ordnung? In einer normalen Umgebung schauten Frauen sich ja immer gerne im Spiegel an. Jeder Spiegel wurde da genutzt, um das Sitzen der Frisur zu checken. War das Make-Up auch nicht verschmiert? Passte meine Kleidung auch farblich zueinander? Ließ mich diese Hose etwa dick erscheinen? Wenn ja, konnte das ja nur an diesem bösen Spiegel liegen. Ich grinste bei diesen Gedanken, da ich solche Probleme eigentlich nicht hatte.

Erstens trug ich sehr selten Make-Up, und wenn, dann nur sehr dezent. Bei meiner hellen Haut wirkte jede Schminke wie eine unnatürliche Maske, weshalb ich eher darauf verzichtete. Meine langen schwarzen Haare waren glatt und wurden von mir meistens offen getragen. Auch um meine Kleidung brauchte ich mir in diesem Moment keine Gedanken über Farbkombinationen zu machen. Ich trug ja nur ein Hemdchen am Leib. Dieser konnte sich aber durchaus sehen lassen. Unnötige Fettpölsterchen waren auf dem ersten Blick nicht zu entdecken, da ich sehr auf meine Ernährung achtete und regelmäßig Sport trieb. Ich war eine leidenschaftliche Joggerin, die ihren Körper gerne in hautengen Bekleidungen zeigte. Dabei verzichtete ich häufig auf Unterwäsche, die ich beim Sport treiben eher als unbequem empfand. Da meine Leggings meistens schwarz waren, konnte man zum Glück nicht viel erkennen. Meine Freundin Jana, die mich häufig beim Joggen begleitete, war da forscher in ihrer Farbauswahl. Ihre bunten, knalligen Farben verhüllten kaum ihre weiblichen Rundungen. Sie hatte mich schon mehrmals dazu aufgefordert es ihr gleich zu tun, da sie meinen Körper dafür einfach als perfekte Chance hielt.

Bei diesen Gedanken, die mich auch etwas stolz machten, beschloss ich mir einen Ruck zu geben und trat vor den Spiegel. Da er bis zum Boden reichte, konnte ich gut meine ganze Erscheinung sehen. Zuerst schaute ich mir in die dunklen Augen. Es ist jedes Mal ein seltsames Gefühl, wenn man sich selbst in die Pupillen schaut. Denn im Gegensatz zu einer fremden Person, kennt man die intimsten Gedanken des Gegenübers und schaut durch ein Tor in seine Seele hinein. Ein leichtes Zittern durchströmte meinen Körper, denn auch die gespiegelten Augen drangen tief in mein Innerstes.

Ich mochte mein Gesicht, in der meine Stupsnase hervorstach. Meine langen Haare fielen hinter meine Schultern. Dann warf ich einen Blick auf meine unbekannte Bekleidung. Wow, was war das für ein Hauch von Nichts? So etwas hatte sich mit Sicherheit nicht in meinem Kleiderschrank befunden. Meine Lieblingsfarbe war wie gesagt schwarz, sodass viele meiner Sportbekleidungen diese Farbe besaßen. Der Vorteil war einfach der, dass man darunter nichts tragen musste, ohne das andere etwas erkennen konnten. Der Stoff des Nachthemdchens war alles andere als unauffällig. Er war hautfarben. Oder war er etwa transparent?

In diesem diffusen Licht ließ es sich nicht eindeutig sagen, aber ich konnte meine Brustwarzen durch den Stoff schimmern sehen. Sie hatten sich bei dem leichten Zittern aufgestellt und drückten nun von innen gegen den Stoff. Automatisch ließ ich einen Finger über sie kreisen und genoss die Berührung an dieser empfindlichen Stelle. Solche Zärtlichkeiten gaben mir immer ein Gefühl der Geborgenheit. Ein Gefühl, das mir in meiner beklemmenden Lage fehlte. Das Hemdchen reichte mir bis zur Mitte meiner Oberschenkel, so dass mein Schoß damit eingehüllt wurde. Allerdings bewirkte die Transparenz des zarten Stoffes, dass der Streifen über meinem Lustzentrum durchschien.

Was für ein erotischer Anblick. Viele Männer hätten jetzt mit ihrer Zunge geschnalzt. Es hätte bestimmt regen Blutaustausch zwischen ihrem oberen und unteren Gehirn stattgefunden. Ich aber ließ meinen Blick noch einmal über die Kurven gleiten. „A body shape like a rock guitar“. Dieser Songtext von früher, als ich noch ein kreischender Teenager war, fiel mir in diesem Moment ein und ich dankte dem lieben Herrn für dieses Geschenk.

Aber so selbst verliebt war ich nun auch nicht und konnte den Blick wieder von meinem Spiegelbild nehmen, das mich ebenfalls mit seinen Augen gemustert hatte. Andere Sorgen waren schließlich in diesem Moment wichtiger, die kurz in Vergessenheit geraten waren. Plötzlich erlosch wieder das Licht über mir und erinnerte mich an meine prekären Lage. Gleichzeitig wurde es ein paar Meter weiter vorne heller. Ich konnte nun ein wenig weiter in den Gang hinein schauen. Die Perspektive änderte sich aber nicht, der nächste Abschnitt des Ganges glich dem vorherigen in fast allen Details. Außer dass nun an der rechten Seite eine gläserne Tür zum Vorschein kam.

Brachte diese Tür nun etwas mehr Licht in meine Lage? Die neu aufgeflammten Lichter lockten mich weiter in den Gang hinein. Meine Neugierde steigerte sich weiter und ich näherte mich der gläsernen Tür, die aber keine Klinke besaß. War es überhaupt eine Tür, oder nur eine Glasscheibe in der Wand?

Auch in ihr konnte ich die Lichtreflexe erkennen, aber durch die Scheibe drang kein Licht zu mir durch. Ich stellte mich vor sie und konnte wieder mein Spiegelbild betrachten, allerdings schaute ich nun durch das Bild hindurch, um etwas im Bereich hinter der Scheibe zu erkennen. Aber nichts, kein Glimmen, kein Flackern, auch kein pulsierendes rotes Leuchten. Ich war etwas enttäuscht.

Abermals erloschen ohne Ansage die Lampen über mir. Einige Meter weiter im Gang fingen die nächsten Lichtspender zu glimmen an. Weiter lockte mich das Licht. Auf der linken Seite erschien wieder ein Spiegel, der mir diese skurrile Situation verkehrt herum offenbarte.

Ich sehnte mich nach etwas Vertrautem, konnte aber nichts entdecken. So betrachtete ich mich noch einige Momente im Spiegel, um mich nicht so alleine zu fühlen. Gerne hätte ich in dieser Lage mein Spiegelbild umarmt, um einen warmen Körper zu spüren. Sanfte Berührungen hätten mich bestimmt ein wenig beruhigt. Angst verspürte ich zwar nicht, da ich mich nicht in einer konkreten Gefahr befand, aber eine fürchterliche Beklemmung hielt mich weiterhin fest.

Diese verstärkte sich noch einmal, als das Licht ein weiteres Mal erlosch. Ich ballte meine Hände zu Fäuste. Wann hatte dieses Psychospiel endlich ein Ende? Dunkelheit umgab mich wieder. Mein Puls raste und ich vermisste beinahe das rote Leuchten in der Ferne. In meiner Situation schon fast das einzige Vertraute hier, obwohl es sich mit einem dunklen Geheimnis umgab.

Als ich das nächste Lichtflackern wahrnahm, atmete ich erst auf, drehte mich dann um und registrierte woher das Flackern kam. Durch diese Erkenntnis wurde ich schnell wieder unruhiger. Es kam nicht von den Lampen, sondern von der gläsernen Scheibe hinter mir. Vorsichtig näherte ich mich der leuchtenden Scheibe. Schon kurz bevor ich hinein sehen konnte, nahm ich eine Bewegung hinter dem beleuchteten Glas wahr.

Natürlich wollte ich nicht gesehen werden und schaute vorsichtig von der Seite durch die Scheibe. Ich konnte schemenhaft eine Frau erkennen, die sich in einem ähnlichen Gang wie ich mich befand. Sie stand vor dem Tür ähnlichen Fenster und schaute hinein. In ihrem Gang schien auch ein diffuses Licht und ich sah ihre weibliche Gestalt durch das Glas. Anscheinend konnte sie mich aber nicht sehen, schaute so in die Scheibe, als sei es für sie nur ein Spiegel.

„Mein Gott“, dachte ich, „waren diese Spiegel etwa für das Licht halbdurchlässig?“ Auf der einen Seite Spiegel, auf der anderen eine normale Glasscheibe, durch die man schauen konnte. Ich drehte mich einen Moment kurz um und versuchte, einen weiteren Spiegel in meinem Gang zu erkennen. Wurde ich etwa auch durch diese gläserne Trennwand beobachtet?

Ich blickte wieder vorsichtig zurück zu der anderen Frau, die nun mit ihren Fingerspitzen über ihren Körper strich. Ich näherte mich der Scheibe noch weiter, Hatte die weibliche Person auch so ein Hemdchen an wie ich? Ich fokussierte mich alleine auf ihre Gestalt. Ja, sie trug wirklich auch so einen Hauch von Nichts und schien sich ebenfalls so zu bewundern, wie ich es kurze Zeit vorher noch getan hatte.

Ich wanderte mit meinen Blicken vom unteren Rand ihres Hemdchens immer höher. Konnte ihre weiblichen Rundungen bewundern, die mir seltsamerweise vertraut vorkamen. Auch ihre Brustwarzen standen wie eine Eins und verbeulten den Stoff ihrer transparenten Verhüllung. Dann schaute ich in ihr Gesicht und mir stockte der Atem. Nein, das konnte nicht wahr sein, meine Umgebung schien sich um mich herum zu drehen. Ich verlor fast den Verstand. Belogen mich meine Augen? Spielten meine Sinne mir einen gemeinen Streich?

Ich schaute in ihre Augen, meine Knie wurden weich. Nein … ich schaute in … in meine Augen…